Scheinbar hatten Werner von Moltke und Leo Kirch, die beide je 50 Prozent an der Unternehmung OOC halten, ihre Rechnung ohne die Griechenland-Krise gemacht. Aufgrund des Staatsbankrotts der Helenen sollen in den vergangenen Tagen zahlreiche große Firmen ihre Buchungen bei OOC storniert haben. Nach Informationen des Handelsblatt waren daher zuletzt lediglich rund 40 Prozent aller Kabinen auf den gecharterten Kreuzfahrtschiffen vermietet. Über die Hälfte der schwimmenden Zimmer drohten damit während der WM leer zu bleiben, woraufhin von Moltke und Co. offenbar die Reisleine zogen und das Projekt aufgaben. Insider wollen wissen, dass One Ocean Club damit einen Verlust in Höhe eines zweistelligen Millionen-Betrags zu beklagen hat.
Mit zwei Kreuzfahrtschiffen – der MS Noordam und der MS Westerdam – wollte One Ocean Club im Rahmen der FIFA WM 2010 bei insgesamt 19 Vorrundenspielen in Durban und Port Elisabeth sowie bei drei Finalpartien in Kapstadt anlegen und den Gästen im rund um die Uhr bewachten Hafen den größtmöglichsten Schutz gewährleisten. Einen stattlichen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag für Schiffcharter, Liegeplatz- und Restaurantkosten sowie Versicherungen hatte das Gespann in die Hand genommen. Im Gegenzug verlangte OOC pro Kabine für ein Drei-Tages-Paket inklusive Transfers zu den Spielen, Verköstigung und Dauerbewachung des Schiffs zwischen 1090 und 3500 US-Dollar. WM-Karten sowie die Flüge nach Südafrika und zurück waren im Preis zunächst nicht inbegriffen. Dafür hätte es pro Schiff unter anderem vier Restaurants, elf Bars, eine Disko und ein Spielcasino gegeben – für den Notfall auch eine eigene Krankenstation.
Anfang Februar: Ein Viertel der Kabinen gebucht
Im Februar hatte Werner von Moltke noch optimistisch geklungen. Und das, obwohl zu diesem Zeitpunkt lediglich ein Viertel der insgesamt 955 Kabinen pro Schiff vermarktet waren. Der Sohn des amtierenden Präsidenten des Deutschen Volleyball-Verbandes (DLV) hielt jedoch an seinem Konzept fest und ging sogar noch weiter: Seit Anfang des Jahres verkaufte OOC seine Pakete nämlich auch gezielt auf dem deutschen Markt. Dazu gingen von Moltke und Co. eine Partnerschaft mit dem Reiseveranstalter Pro Event Travel ein, der sich dafür als fünftes Unternehmen den Status „offizieller Reiseanbieter“ auf dem hiesigen Markt erkauft hatte. Ingesamt neun Pakete inklusive Flug, Übernachtung, Ticket und Rahmenprogramm wurden auf den Markt gebracht und bei zwei davon sogar mit Wettbewerber Dertour kooperiert.
Auch wenn das Unternehmen scheinbar versucht hat, alle Register zu ziehen, scheiterte das Projekt nun drei Wochen vor der WM. Verständlich, dass Richard Meadows vom Schiffseigentümers Holland America Line enttäuscht ist, dass es „mit Südafrika nicht wie geplant geklappt hat“. Während die MS Noordam nun erst einmal aufs Trockendock zu Wartungsarbeiten geparkt wird, gibt es für die MS Westerdam wenigstens ein kleines Trostpflaster. Sie darf nach Südafrika fahren und soll europäische Gäste ans Kap schiffen.